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Die vier Residenzen

von März 2020 bis April 2022

Zeitraum Oktober 2021 bis April 2022

In wechselnden Rollen als Stadtschreiber*in, Künstler*in Schwerpunkt Partizipation und Entwickler*in digitale Medien:

Tino Holzmann
lebt und arbeitet als Koordinator für Nachbarschaftsprojekte, Dozent und Künstler in Hamburg. In seiner Arbeit beschäftigt er sich mit gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen auf Ebene der Nachbarschaft. Er entwickelte und begleitete Langzeitprojekte in den USA, Mexiko, Griechenland und Deutschland.

Unter anderem entstand mit „Von Moritzpark bis Michaelburg“ ein audiovisuelles Hörspiel über die Stadt Zeitz. Entworfen, um mit Bewohner*innen und Gästen der Ausstellung in den Dialog über Strukturen und die Wahrnehmung des alltäglichen zu treten. Die 22-minütigen filmischen Aufnahmen der Stadt Zeitz, sind durch eine Komposition der „Klanglandschaft des Alltages“ überlagert. Das Narrativ vermeidet die Fokussierung auf die sonst stark überreizten Bilder des Verfalls, ebenso wie auf historische Überbleibsel. Stattdessen versammelt die Arbeit Fragmente alltäglicher Realitäten und nimmt damit eine Kritik vorherrschender Diskurse über die Stadt Zeitz ein.

Nuriye Tohermes
lebt und arbeitet als Künstlerin in Hamburg.  Sie realisiert partizipative, kollektive und ortsspezifische Projekte zwischen Architektur, Skulptur, Neue Medien und Social Design. Unter anderem 2017 ‚There Is No Time‘, ein 48-stündiger Livestream mit Podiumsdiskussionen zu Digitalisierung, Arbeit und dem Finanzsystem. Von 2015-2018 war sie Mitinitiatorin von ‚Das Archipel‘, einer schwimmenden Plattform und autonomer Raum, der an unterschiedliche Stadtteile Hamburgs andocken kann. Seit 2018 programmiert und betreibt sie ZOLLO, einen Raum für Kunst und Diskurs als Teil des ZOLLO-Kollektivs und seit 2019 ist sie Teil des Leitungsteams von ‚Alster-Bille-Elbe PARKS‘, einem Modellprojekt zur Planung und Herstellung von neuen Grünräumen im Auftrag der Umweltbehörde Hamburg. In ihrer Arbeit setzt sich Nuriye Tohermes mit politischen Forderungen, gesellschaftlichen Strukturen und Implikationen kollektiver und experimenteller Räume auseinander.

Johanna Padge
studierte Design in Halle und Hamburg. Sie ist Tischlermeisterin und arbeitete im Handwerk und in Bildungsprojekten in Frankreich, Deutschland, Mali und Mosambik. Als Gestalterin setzt sie sich mit den Themen partizipative Gestaltung, transkultureller Austausch, Teilhabe und Stadtplanung auseinander. Ihre Arbeiten nehmen Form an in gestalteten Räumen, Ausstellungen, Publikationen, Archiven, Workshops und Gesprächen. Sie war in unterschiedlichen Konstellationen für Institutionen wie z.B. die Behörde für Umwelt und Energie Hamburg, die IBA Thüringen oder das Kompetenzzentrum Soziale Innovation Sachsen-Anhalt, sowie in Projekten von kulturellen Trägern wie HALLO: e.V. in Hamburg, Werkleitz Gesellschaft e.V. in Halle oder Artas Foundation in Georgien tätig. In ihrer Lehrpraxis an Universitäten und Schulen arbeitete sie zu den Themen Alltagskultur, gesellschaftliche Transformation und partizipative Praxis im öffentlichen Raum. Sie ist seit 2019 Teil des Leitungsteams von ‚Alster-Bille-Elbe PARKS‘, einem Modellprojekt zur Grünraumplanung in Hamburg. Ihr Interesse gilt hier sowohl der sozialen als auch der gebauten Architektur, die sie als prozesshaft begreift.

 

Zeitraum April 2021 bis September 2021

Stadtschreiber*in
Maja Mick 
Maja Mick (*1993) studierte Kunst und Politikwissenschaft in Leipzig, London und in Köln. Heute arbeitet sie als Redakteurin und Autorin, veröffentlicht ihre Erzählungen in Magazinen und Anthologien und beschäftigt sich darin mit Landschaften und ihren Menschen. Und mit Menschen und ihren Landschaften. Sie ist auf der Suche nach den Spuren, die Orte in uns hinterlassen, und die wir an Orten hinterlassen. 2018 segelte sie dafür ein Jahr lang als Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes von London nach Athen. Auf der Durchreise mit ihrem kleinen Segelboot sammelte sie Begegnungen mit der Nordsee, dem Atlantik und dem Mittelmeer, und mit den Menschen, die dort leben. In Augustusburg wird sie nun länger bleiben, und hofft dabei dem Erzgebirge zu begegnen und den Erzgebirgern; den Flüssen, den Menschen, dem Wald. Und darüber zu schreiben.

Künstler*in Schwerpunkt Partizipation
Felix Forsbach
Felix (*1985) in NRW ist eigentlich studierter Lehrer entschloss sich dann jedoch den Weg als freischaffender Künstler und Kurator einzuschlagen. Nebenberuflich setzt er sich universitär mit Literatur & Fotografie auseinander. In den letzten Jahren gründete er verschiedene Kollektive mit denen er freie improvisierte Theaterproduktionen unter anderem das Ensemble Ernst von Leben mit dem er 2019 im „Komplex-Theater“ in Chemnitz und dem „na zabradli Theater“ in Prag ein Stück über die „samtene Revolution“ auf die Bühne brachte. Er gründete Festivals für experimentelle Musik, entwickelte Apps für das digitale Erinnern und verwirklichte theaterpädagogische und performative Projekte mit dem Franz KAfkA eV und SOG – innovative Musik. Vor und während Corona lebt er in der nordbayerischen Stadt Bamberg und sehnt sich nach einem Leben außerhalb Bayerns, denn sein kulturpolitisches Engagement in der Stadt stieß im letzten Jahr an die Grenzen der städtischen Verwaltung und Politik. Er wird sich im Rahmen seiner Residenz mit partizipativen Kunstformen, Improvisationstheater – hoffentlich Live – mit den Bürger:innen und der Geschichte Augustusburgs auseinandersetzen und in Leerständen künstlerisch und kuratorisch aktiv sein.

 

Entwickler*in digitale Medien
Robert Waedow
Robert, 1983 in Schwerin geboren, lebt in Dresden und ist dort im Bereich der Medienproduktion tätig. In Hannover studierte er Technische Redaktion, um das theoretische Wissen zu erlernen eine Brücke zwischen Mensch und Technik zu bauen. Sein weiterführendes Studium der Medienkommunikation in Chemnitz brachte ihm erste Berührungspunkte mit Kunst und Kultur und beflügelte die Begeisterung zur Schaffung medialer Räume.

Seit ca. 10 Jahren arbeitet er größtenteils als selbständiger Webdesigner und -entwickler von der Konzeption bis zur Umsetzung. Der Fokus liegt dabei immer auf der Minimalität bei der Erstellung von digitalen Medien. Nebenbei kollaboriert er mit unterschiedlichen Kollektiven auf diversen Festivals und Kulturveranstaltungen. Dort entstehen meist interaktive Installationen, die im analogen und digitalen Raum das visuelle und auditive Erleben berauschen.

Auch in Augustusburg ist es sein Ziel das Schaffen von Faszination gegenüber technischen Möglichkeiten und deren Nutzung durch niederschwellige partizipative Interaktionsangebote.

 

Zeitraum Oktober 2020 bis März 2021

Stadtschreiber*in
Hanne Römer / .aufzeichnensysteme Wien

Hanne Römer (*1967) entwickelt mit .aufzeichnensysteme seit 2000 ein Medienkonzept, das als poetische Einheit von Person, Werk und Rezeption sprachlich-literarische, räumlich-szenische, audiophone und visuelle Formen verbindet und in Augustusburg den Stadtschreiberblog generiert, der sich analog als materielle und partizipative Präsenz im städtischen und digitalen Raum abzeichnen, in Kontakt treten und darüberhinaus in kooperativer Gemeinschaft konzeptuell-textliche Initialzündung betreiben wird. Ihr literarisches Prinzip des Kürzens permanenter Aufzeichnungen wird nach IM GRÜNEN (2017), GRATE (2019) mit RAUTE (Frühjahr 2021) eine weitere Publikation hervorbringen, an der sie außerdem in Augustusburg arbeitet. Ausbildung Schildermalerei, M.A. Medienwissenschaften, Kunstgeschichte und Druckgraphik, Philipps-Universität Marburg / L und Edinburgh (S), lebt und arbeitet als Autorin und Medienkünstlerin seit 2000 in Wien. Kunstprojekte, Auftritte, Publikationen, Kooperationen, Lehraufträge, Workshops, Stipendien, AiRs im In- und Ausland. Förderpreis zum Heimrad-Bäcker-Preis 2018.

www.aufzeichnensysteme.net

 

Künstler*in Schwerpunkt Partizipation
Margarete Kiss
Margarete Kiss (*1992) lebt und arbeitet als Künstlerin in Berlin. Sie studiert(e) Kunst an der Bauhaus Universität Weimar, Marmara University Istanbul und der Kunsthochschule Weißensee. Frühe Erfahrungen im Theaterbereich manifestierten sich in ihrer künstlerischen Vorgehensweise in Form von performativ angelegten Recherchen und partizipatorischen Ausstellungsformaten. In verschiedenen Zusammenschlüssen arbeitet sie aus machtkritischer Perspektiven an Raumfragen, bezogen auf materielle, soziale und digitale Räume und deren wechselseitige Beziehungen. Mit ihrer Performance :::sotrue, die sprachliche Intimitäten über eine Art Radio-Hotline erforscht, nahm sie an experimentellen Streamingformaten wie dgtl fmnsm in Dresden teil, sowie Ausstellungen u.a. in Paris und München. Margarete gibt regelmäßig Workhops im Bereich Kunstvermittlung und war an verschiedenen Theater- und Tanzproduktionen am Festspielhaus Hellerau, Acco Theater Center (Israel), Theaterhaus Jena, sowie freien Produktionen in Berlin und Stuttgart beteiligt. Sie ist Teil der ngbk- Projektgruppe „station urbaner kulturen“, die sich als Ort für Debatten und Initativen im Randbezirk Hellersdorf, Berlin etabliert hat und mit diskursiven Ausstellungsformaten Begegnungen zwischen Anwohner*innen und Künstler*innen ermöglichen soll.

 

Entwickler*in digitale Medien
Konrad Behr
Konrad Behr (*1974) ist seit 1999 als Mediengestalter und Medienkünstler tätig. Er begleitet künstlerische Projekte dokumentarisch als Fotograf oder/und Filmemacher und erstellt Webseiten für KünstlerInnen und Initiativen. Als Musiker, VJ und DJ performte er in verschiedenen Clubs und Kunsträumen in Deutschland und Österreich. Durch seine Organisationstätigkeiten in Initiativen, Vereinen und Kunsträumen, kennt er künstlerische Präsentationsformen als Gastgeber, Rezipient und Künstler. In den letzten Jahren dokumentierte er vor allem Projekte im Bereich Tanz und Performance in Deutschland und Israel. Für zahlreiche Jugendmedienprojekte arbeitet Konrad Behr als Dozent. Im Sommer 2017 war er Teil des internationalen documenta14 Radioprojektes „SAVVY-Funk“ in Berlin. Seit 2016 einsteht in der Zusammenarbeit mit Hanne Römer / .aufzeichnensysteme (Wien) eine Serie von Radioformaten welche unter anderem von Ö1 Kunstradio (Österreich) sowie Deutschlandradio Kultur ausgestrahlt wurden. 2018 schloss er mit der Klangkomposition und Performance „Radio Dance“ mit der Tänzerin Emelie Bardon (Malmö/Schweden) sein Bachelor-Studium an der Bauhaus-Universität Weimar ab. In seiner Tätigkeit als Mediegestalter für das Lokalfernsehen und als Soundartist für verschiedene Radiosender, wechselt er immer wieder zwischen den Positionen des Dienstleisters und des Künstlers. Seit 2018 stellt die Realisierung von Live-Video Übertragungen (Video-Streams) verschiedener Konferenzen und Kunstperformances einen Schwerpunkt dar.

www.konrad-behr.de

 

Zeitraum März bis Oktober 2020

Stadtschreiberin
Seraina Leuenberger
Geboren 1990 bei Basel in der Schweiz, studierte sie an der HfS Ernst Busch in Berlin Schauspiel. Ab 2016 war sie Mitglied des Schauspielensembles der städtischen Theater Chemnitz. Sie ist Mitbegründerin der Künstlergruppe Glamnitz, die sich mit verschiedenen Veranstaltungsformaten auf die Suche nach dem Glamour in Chemnitz macht. Dort war sie als Autorin und Performerin tätig, unter anderem bei den Begehungen 2019 mit der Performance Rauschrasten.

Seit 2019 führte ihre freiberufliche Tätigkeit als Schauspielerin und Performerin sie unter anderem nach Baden-Baden, Nancy, und Paris.

In Augustusburg beschäftigt sie sich mit der Geschichte von Ort und Bewohner*innen. Das gefundene Material möchte sie als digitale Erzählungen zugänglich machen.

 

Künstler für Partizipation
Georg Scherlin
Georg Scherlin, geboren 1985 in Traunstein, studierte Medienkunst mit Schwerpunkt auf Visual Storytelling an der Fachhochschule Salzburg. Er realisierte zahlreiche Bühnenbilder für Clubs und Festivals an der Schnittstelle zwischen visuellen Technologien und bildhauerischem Material. Dabei erzählt er unvollständige Geschichten, die von den Besucher*innen seiner Aktionen weitergesponnen werden können– indem sie Dinge mitnehmen, ablegen, oder selbst erst herstellen, werden sie zu einem maßgeblichen Element des Werks. In letzter Zeit untersuchte er den Bereich der olfaktorischen Wahrnehmung und setzte verschiedene Riechstoffe als irrationalen Wegweiser in seinen Installationen ein.

Das kollektive Arbeiten ist ein zentraler Bestandteil seiner Praxis. Als Teil des Künstlergruppe Art Ashram beschäftigt er sich bei Aufenthalten im ländlichen Raum (Ashram = Ort der Konzentration) mit wirtschaftlichen Produktionskreisläufen und antiken Kulturtechniken. Daraus entstehen oft performative Installationen; Spiele, die mit ihren besonderen Regeln die Anwohner*innen zur Komplizenschaft einladen und auf ein gemeinsames Erlebnis abzielen.

Georg Scherlin lebt und Arbeitet (meistens) in Berlin, wo er gemeinsam mit den Freunden der Freilichtbühne Weißensee ein Open-Air-Kino betreibt.

 

Entwicklerin für digitale Medien
Danielle Tändler
Als Mittlerin zwischen den Welten bringt sie seit einigen Jahren zusammen, was nicht zusammen gehört. Aus Interesse an Technik entwickelte sich seit 2013 ein immer stärker werdender Bezug zur Kunst. Anfänglich half sie Künstler*innen großartige Ideen mit technischem Hintergrund umzusetzen, später nutzte sie die gewonnenen Kenntnisse um den Spagat zwischen einer digitalen, komplizierten Welt und sozialen Gefügen, die weniger technikaffin sind, zu meistern. Dabei entdeckte sie auch die Möglichkeit mit Technik die Kunst zugänglicher für alle Menschen zu machen. Aus ihrem Engagement im Chaostreff Chemnitz e.V. und im Begehungen e.V. entstand so zum Beispiel das Partnerschaftsprogramm, das körperlich eingeschränkten Personen auch schwer zugängliche Gebäude mit Hilfe eines weiteren Menschen audiovisuell erfahrbar macht. Die Inklusion und Partizipation aller Menschen an den schönen Dingen liegt ihr am Herzen.

Im Umfeld des Chaostreffs zeigt sie durch einfache Lötprojekte und Basteleien Menschen ab drei Jahren, dass Technik auch selbst erschaffen werden kann und wir nicht nur ihre Sklaven sein müssen. In Schulen zeigt sie bei Projekttagen auf, wie Schüler*innen verantwortungsvoll mit neuen Medien umgehen und zeigt einen Einblick in die Welt dahinter.

Seit 2017 realisiert sie eigene Kunstprojekte, die zumeist einen technischen Hintergrund haben und zum Nachdenken anregen oder einfach durch blanke Schönheit gefallen können. Zuletzt hat sie für die Chemnitzer*innen eine Zeitkapsel realisiert, die durch die Stadt fuhr und Menschen Glückwünsche und Nachrichten in eine ferne Zukunft in circa 70 Jahren schicken ließ.